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Amulette der Kampfmagier
Flammenzungen tanzten unter einem riesigen Kessel, wobei sie bizarre Widerscheine auf die Wände des finsteren, unterirdischen Gewölbes warfen. Ein großer Zauberer mit einer Hakennase, eingekleidet in einen schwarzen Mantel, hantierte hastig über einem Trank, dem er einmal zerstampfte Knochen, einmal zu Pulver zerstoßene Gräser hinzufügte.  Geheimnisvolle Erzeugnisse der Elemente, Elementare, wurden in Zauberfesseln geschlagen, die ihnen die Möglichkeit zur Bewegung nahmen. Licht, Feuer, Luft - alles kochte vor Energie, die in den Adern der unglaublichen Kreaturen verborgen lag, vor ihrem unmenschlichen Zorn und Schmerz. Die Schatten der Gegenstände, die sich im Zimmer befanden, krümmten sich näherten sich dem Kessel, das Wasser blitze und funkelte wie Silber. Wenn in diesem Moment nur ein Beobachter hereingeschaut hätte, hätte er gefühlt, wie sich der Boden unter seinen Füßen bewegte - die Erde antworte als letzte der Elemente auf den Ruf des Hexenmeisters...
Der Magier sah in den Kessel, und sein mürrisches Gesicht erhellte sich mit einem Lächeln, das nur auf dem Gesicht eines Gelehrten erscheinen kann, der das Experiment seines  Lebens zu Ende gebracht hat. Die Elementare, betäubt und und entkräftet, hörten auf, sich hin und her zu werfen und an den Zauberfesseln zu reißen. Der Magier hatte ihnen über viele Jahre das Leben Stück für Stück entzogen, und ihnen ihre Macht gestohlen, um seine unheimlichen Ziele zu erreichen... Jetzt stand seine Sache kurz vor der Vollendung - die Substanz im Kessel brodelte stärker und stärker, die rätselhafte Magie der Elemente einsaugend.
"Es ist vollbracht", rief der Zauberer feierlich aus und warf im Vorgefühl des nahenden Erfolgs alle Vorsicht über Bord, "jetzt wird die Kraft der Streifenmagier unbezwingbar! Ein Schluck dieses Mittels wird sie mit solcher Energie versorgen, die sie niemals von den mächtigsten Artefakten bekommen könnten. Ich werde ihnen persönlich diesen Trank verabreichen und dafür sorgen, dass sie alles bis zum letzten Tropfen austrinken!
In seiner Aufregung schritt er über den kalten Steinboden des unterirdischen Gewölbes, wobei er sich die Hände rieb und die Würdigungen vorstellte, mit denen ihn der dankbare Kriegsherr überhäufen würde. Die Verteidigung der Stadt zu verstärken, aus einfachen Streifenmagiern echte Herrscher der Elemente zu machen, für immer den feindlichen Soldaten den Weg zu den friedlichen Ebenen zu verwehren - das war viel wert! In seiner blühenden Fantasie sah der eitlen Zauberer schon majestätische Paläste, voller ergebener Diener, die schmackhaftesten Speisen von den besten Köchen Feos, Schatzkammern, bis oben voll mit Edelsteinen …
"Ach, ich Trottel", schlug er sich plötzlich mit der Hand an die Stirn, "ich habe alles durchdacht, alles gemacht... Aber wie bringe ich den Trank zu den Streifen? Ich kann ihn wohl kaum im Kessel schleppen...
Die Frage war tatsächlich kompliziert. Der Trank, der von ihm mit solcher Mühe gebraut worden war, besaß eine unangenehme Eigenschaft - er zersetzte augenblicklich Glas und Eisen. In dieser Situation hätte ein Tontopf geholfen, aber der Magier hatte zu allem Unglück keine Küchenutensilien parat - er bevorzugte es, sein Essen durch ein Fingerschnipsen aus der Luft zu besorgen. Der Kessel war ideal für die Aufbewahrung ätzender Stoffe geeignet – verschiedene Beschwörungen schützten ihn (nicht zu vergessen die Schutzbeschwörung, dank derer der Kessel jedem beliebigen Langfinger die Finger abbeißen konnte). Aber der ehrwürdige Zauberer hatte mit zunehmendem Alter stärker werdende Rückenprobleme, und das Gefäß war sehr schwer.
Natürlich konnte so eine kleine Unannehmlichkeit den rastlosen Zauberer nicht aufhalten. Auf den Regalen herum suchend, zog er eine Handvoll einfacher Amulette hervor, in die Zauberneulinge einfache Beschwörungen eingearbeitet hatten. Er machte paar magische Bewegungen mit den Händen und murmelte Unverständliches, und sogleich leerte sich der Kessel und die bunten Steine, verziert mit wertvollen Fassungen, füllten sich mit einem rätselhaften Glanz...  Als die Elementare sahen, wie geringschätzig der Zauberer mit der gestohlenen Kraft umging, heulten sie vor Entrüstung auf, aber der Zauberer schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit.
"Ja, so ist es sogar besser", sagte er gedankenverloren, "jetzt muss ich den Streifenmagiern keinen Trank zu trinken geben. Mehr sollte ich nicht von diesem Zeug in sie gießen - sonst versetzt es solche Blitzschläge, dass es zu viel des Guten ist. Jetzt muss man sich gar nicht anstrengen - man berührt das Amulett, und der Magier einer der Elemente erscheint zur Hilfe, er kann nicht anders. Oh, der Kriegsherr wird mich für diese Amulette belohnen! Ich werde mit Gold überschüttet werden...
Dem Zauberer klingelte so der Kopf von diesen viel versprechenden Aussichten, dass er ein Hindernis am Boden übersah und mit großen Krach gegen seinen Kessel flog. Das umgekippte Gefäß rollte über den Boden und zerschlug den magischen Kristall, der die Elementare in ihren unsichtbaren Fesseln in Schach hielt. Als wenn ein Tornado durch das Labor fegen würde, eroberten die wütenden Wesen sich ihre Freiheit zurück und zerstörten dabei alles auf ihrem Weg und versengten ihren Peiniger mit magischen Feuer... Der unglückliche Magier hatte seine Pläne ganz schnell vergessen, baute so schnell es ging eine Schutzbeschwörung auf und betete zu Scheara um Gnade, mit dem Gesicht im Staub.
Die Elementare rissen die Zaubersteine aus den Fassungen, zertrümmerten das unterirdische Gewölbe, wo sie so lange festgehalten wurden und flohen unter triumphierendem Jubel. Der Klang, der draußen zu hören war, machte dem Zauberer klar, dass die mit großer Mühe geschaffenen Amulette der Elemente in winzigen Scherben zerbarsten und vom Wind in allen Richtungen Feos verweht wurden, wo sie in Tierhöhlen und Zufluchten von Monstern zerstreut würden… Viele Jahre harte Arbeit lösten sich gemeinsam mit den Träumen einer glorreichen Zukunft in Nichts auf.
Der Blick des Zauberers fiel auf die Fassungen - die einzigsten wertvollen Dinge, die von den gestohlenen Amuletten übrig geblieben waren.
"Auch wenn es schade ist, sie weg zugeben, muss ich es doch tun", dachte sich der unglückselige Magier und drückte die Reste des Talismans fest in seiner Hand, "ich gehe und besuche den Antiquaren, vielleicht kann er mit diesen Fassungen etwas anfangen... Ich bräuchte nur ein wenig klingende Münze, und dann wird mir schon eine neue Idee in den Kopf kommen...
Der niedergeschlagene Zauberer machte sich auf zum Reliktesammler,  wobei er vorsichtig die Fassungen aller Elemente an die Brust drückte. Zur selben Zeit wunderten sich in verschiedenen Winkeln Feos Krieger darüber, dass sie bei ihrer Beute Scherben ungewöhnlicher Talismane fanden. Sie wussten noch nicht, dass man diese Scherben zusammen in die notwendige Fassung hineinlegen und mit ihrer Hilfe einen Magier, der eine der Naturkräfte beherrscht, herbeirufen kann, aber der Fund, der sich in ihren Händen wiederfand, floss mit wunderbarem Feuer nicht von dieser Welt über...
 



 

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