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Sage über Curgan
 

Im vollen Sprint hetzte Curgan durch den Wald, setzte über Erdhügel und umgefallene Bäume hinweg. Er sah sich nicht um und dennoch spürte er, wie sein Verfolger immer näher kam. Er schlug einen Haken an einem Baum vorbei, doch der Tiger blieb ihm dicht auf den Fersen und war jederzeit bereit einen letzten Sprung zu machen, um seine gewaltigen Pranken in sein Opfer zu rammen. Curgan hob seinen Speer und wurde etwas langsamer. Auf diese Gelegenheit hatte der Tiger nur gewartet. Mit letzter Kraft machte er zwei Sätze und rammte seine Krallen tief in das Fleisch seiner Beute. Mit seinen kräftigen Kiefern verbiss er sich und wartete, bis das Leben aus ihr herausfloss. Abgekämpft und keuchend wartete Curgan auf das Ende.

„Du hattest Glück“, meinte Curgan schließlich mit trockener Stimme. „Einen Augenblick länger und der Bock wäre meinem Speer zum Opfer gefallen.“

Der Tiger schielte zu ihm herüber und ließ von dem Rehbock ab. Sein Maul war vom Blut rot gefärbt und troff an seinen langen Backenhaaren herab. Curgan empfing die Gedanken des Tigers wie andere Menschen den Klang des gesprochenen Wortes: „Zu früh bist Du losgelaufen. Beim Jagen muss man das Futter beschleichen, ungesehen, ungehört und dann erst zuschlagen.“
„Nun das ist deine Art zu jagen. Ich wollte mir einen kleinen Vorteil verschaffen und hatte gehofft, dass du auf einer längeren Strecke unkonzentrierter wirst.“

„Ich bin kampferprobt“, erwiderte der Tiger, als ob dies alles erklären würde. „Man muss immer Energie sparen. Deine Art der Jagd kostet viel Kraft. Sie ist falsch.

„Es tut mir leid, ich werde es nicht wieder machen. Nun lass uns noch ein paar Enten jagen, damit auch mir noch ein Erfolgserlebnis vergönnt ist.“

Als die beiden Freunde sich zu den Flussauen aufmachten, hob der Tiger auf einmal den Kopf und sein ganzer Körper spannte sich. „Schnell“, verkündete er, „wir müssen zurück.“

Im Lauf kamen die beiden zurück zu den Höhlen, die ihnen als Unterschlupf und Heim dienten. Doch sie kamen zu spät. Sie erblickten den Schauplatz eines Kampfes, doch waren es keine Menschen die tot am Boden lagen, sondern Kreaturen des Chaos und des Verderbens. Mit gezogenem Schwert und pochendem Herzen suchte Curgan nach seinem Vater. Der Tiger hob den Kopf und nahm eine Witterung auf. „Helf mir suchen, Flavinius“, wendete sich Curgan verzweifelt an den Tiger. Dieser machte sich zum Waldstück auf. „Komm!“ hallte sein gedanklicher Ruf.

Im Wald fanden sie ihn. Flavinius leckte seine Wunden, doch Curgan konnte erkennen, dass sie zu schwer waren. „Komm zu mir“, sprach sein Vater mit bebender Stimme. Curgan zögerte nicht und es fiel ihm schwer, die Tränen zurückzuhalten. „Sie haben uns gefunden, letztendlich war es nur eine Frage der Zeit“, sprach er mit schwächer werdender Stimme. „Es gäbe so vieles zu erzählen, doch merke ich wie meine Glieder erkalten und die Müdigkeit mich übermannt. Vertraue auf Flavinius.“ Er schielte zu dem großen Raubtier herüber und fast erschien es, als würde der Tiger nicken. „Er wird dir erzählen, was ich nicht mehr erzählen kann. Pass auf dich auf.“

Am Abend saß Curgan mit Flavinius am Lagerfeuer. Er hielt einen silbernen Zylinder in der Hand, der mit zahlreichen Runen versehen war. Dies war das Objekt, das der wahnsinnige Magier begehrte. Deswegen musste sein Vater sterben. Sein Vater war ein Held, hatte ihm Flavinius erzählt. In einer sternenlosen Nacht, während eines Rituals von ungeheurer Macht, riefen die Chaosdiener eine Kreatur aus dem Schlund der Höllen, eine Kreatur, die in der Lage war, das Gleichgewicht der Welt zu erschüttern. Sein Vater aber war auch dort, ebenso Flavinius. Und es gelang ihnen zahlreiche Chaosdiener zu töten und die Kreatur mit dem silbernen Zylinder zu binden. Seltsam, dachte Curgan, das Gefäß ist so leicht und scheinbar so zerbrechlich.

Curgans Entschluss stand fest. Er würde nicht nur den Zylinder behüten, er würde den Mörder seines Vaters zur Rechenschaft ziehen. Flavinius hielt dies für keine gute Idee, doch hatte sich Curgan hier kompromisslos gegeben und schließlich den alten Kampfgefährten seines Vaters dazu bewegen können einzulenken.

Als Curgan eingeschlafen war, wachte der Tiger noch immer. Er schaute im stillen Gebet zu den Sternen hinauf. Es war ihm schwer gefallen seinem Freund nur die halbe Wahrheit zu erzählen, ihm vorzuenthalten, dass Kerdrit, der Mann den er als seinen Vater kannte, einst ein hochrangiger Diener des Chaosmagiers war. Wie hätte er ihm beibringen sollen, wer er wirklich war und weshalb es den Chaosmagier so nach Curgans Blut verzehrte. „Oh Scheara, wir haben Buße getan. Kerdrit hat alles aufgegeben, sich deinen Werten verschrieben und sich nun im Kampf für deine Sache geopfert. Ich habe meine Menschlichkeit aufgegeben und werde nun weiterhin als Reittier und Kampfgefährte dienen. Behüte unseren Weg und vergib mir.“

Am nächsten Tag zogen sie los. Auf zu Abenteuern. Auf in den Kampf. Gegen das Chaos, gegen die Verderbtheit. Ihr Antrieb war vielfältig –  Rache, Reue und Erlösung.

 
 

 

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